Silvia Götschi ALPSTEIN
Da gibt es die Ferienvorfreudigen, die Reiseführer in ihrem Büchergestell sammeln – und da gibt es die Spannungsjunkies, die auf Krimis stehen.
Silvia Götschi hat einen „Reiseführer-Krimi“ geschrieben, der wohl beiden Lesetypen gerecht wird.
Wie im Titel angetönt, spielt die Geschichte im Alpstein und begeistert alle, die hie und da in diesem kleinen und kompakten Alpenreservat unterwegs sind.
Eine mehr oder weniger verlesene Schar von Gästen versammelt sich im Wildkirchli zur Hochzeitsfeier von Heinrich Manser, einem älteren und erfahrenen Bergsteiger und Aurora, einer noch ziemlich jungen Frau und dreifachen Witwe! Nach dem Apéro im Gasthaus Äscher wandern einige Gäste zum Seealpsee hinunter, weniger bergkundige Gäste nehmen die Seilbahn und einen Shuttle – und just auf diesem bekanntermassen eher gefährlichen Weg vom Äscher zum Seealpsee verunglückt der Bräutigam tödlich.
Unter den Gästen ist auch die lebensfreudige Milagros von Wirth, die in der Detektei ihres Sohnes Max von Wirth mitarbeitet. Sie sieht, wohl berufsbedingt, sofort nicht einen Unfall sondern einen möglichen Mord und bietet darum ihren Sohn mit seiner Partnerin Federica Hardegger auf.
So breitet sich die Geschichte über den ganzen Alpstein aus. Das Hauptquartier des Detektei-Trios findet sich im Gasthof Lehmen. Eine Wanderung zu Ermittlungszwecken führt vom Hohen Kasten über die Stauberenkanzel zur Saxerlücke und die Eltern von Aurora führen eine Pizzeria mitten in Appenzell.
Neben der geographischen Genauigkeit zeichnet Silvia Götschi auch die gesellschaftlichen Eigenheiten der Innerrhödler auf: Der Filz aus Politik und Wirtschaft breitet sich wohlig in der Postkartenlandschaft aus und knorrige Charaktere runden das stimmige Bild des Appenzellerlandes ab.
Der Krimi von Silvia Götschi besticht sicher nicht wegen seiner Handlung, vielmehr fasziniert er alle, die sich im Alpstein und im Appenzellerland auskennen und die sich damit wirklich mitten in der Geschichte wiederfinden.
Christoph Rüegg-Gulde